Interview mit Herrn Dr. Dankwart Mattke

Er ist Facharzt für Psychiatrie und Neurologie und war 20 Jahre in der Leitung eines Krankenhauses tätig. Weiterhin war er als Kassenarzt für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychoanalyse tätig.
Er ist als Berater tätig und bietet Supervision, Coaching, Training, Organisations- und Teamentwicklung an. Weiterhin ist er Balintgruppenleiter, Referent und in relevanten Gremien zur Gruppenpsychotherapie.
Sein neues Buch Formen ambulanter Gruppentherapie - Kann, will, muss ich Gruppe? ist dieses Jahr erschienen. Das Buch ist ein Plädoyer für Gruppenangebote in der ambulanten psychotherapeutischen Praxis. Es versammelt Grundlagen, Erfahrungen und Praxistipps für Gruppen in verschiedenen Settings, Patientengruppen und Therapieschulen und leistet einen Beitrag zur Debatte um die patientenorientierte Versorgung. Psychologische und ärztliche Psychotherapeuten sowie Psychiater erfahren, wie sie Gruppenpsychotherapie nach den Richtlinienverfahren für ihre ambulante Praxis neu entdecken, gestalten und ausbauen können. Gruppenpsychotherapien erlauben eine lebendige, bereichernde und ökonomische Anwendung von Psychotherapie bei einer Vielzahl von Problemfeldern und Störungen und sind im Hinblick auf ihre Wirksamkeit sehr gut abgesichert. 
Weitere Infos finden Sie auf seiner Homepage

Gruppenplatz im Interview mit Herr Dr. Mattke

Wie sind Sie dazu gekommen im und mit dem Gruppensetting zu arbeiten?
Herr Dr. Mattke: Das ist eine lange Geschichte: Während der olympische Spiele 72 in München „strandeten“ viele „Hippies“ in unserer Stadt. Es waren so viele, dass es nur im Gruppensetting mögliche war, ein Angebot zur Behandlung machen! Ich war damals in meiner Facharzt Weiterbildung am MPIP (Max-Planck-Institut Psychiatrie).
Geholfen hat uns, dass damals vom Zeitgeist her es eine enorm gruppenfreundliche Zeit war! Die Leute - Patientinnen und Patienten- wollten geradezu im Gruppensetting behandelt werden! Das war auch noch so nach meiner Niederlassung in der Praxis als Kassenarzt (Facharzt für Psychiatrie und Neurologie). So hatte ich schnell insgesamt 4 Gruppentherapien, konnte mich vor Anfragen kaum retten, obwohl oder weil klar war, da „musst“ du in eine Gruppe.
Welchen Mehrwert sehen Sie in der Arbeit mit Gruppen?
Herr Dr. Mattke: Der Mehrwert im Gruppensetting besteht für mich in der Gruppendynamik!
Daher kommt verständlicherweise auch in nicht so gruppenfreundlichen Zeiten wie der unseren die „Angst vor Gruppen“. Attraktiv und verherrlicht ist z. Zt. der „Beichtstuhl“: offen in einer angenehmen Atmosphäre und mit einem geschätzten beziehungsfreundlichen Menschen „mal sich alles von der Seele zu reden“. Nur:  Das ist auch gut und heilsam, aber noch und nicht nur:  Psychotherapie
Der Mehrwert im Gruppensetting besteht in der Auseinandersetzung mit anderen!
Wie motivieren Sie Klient*innen zur Teilnahme an einer Gruppe?
Herr Dr. Mattke: Herr Dr. Mattke: Motivieren? Ja geradezu werben tut not! Die Ängste vor Gruppen müssen je nach Zeitgeist (s.o.) notabene bearbeitet werden beispielsweise auch durch, wenn nötig und indikationsgegeben, durch längere oder kürzere Einzeltherapien! Letztlich ist es auch keine Alternative – abgesehen von klaren Indikationen, die ich nicht alle lehrbuchmäßig aufführen möchte und kann. Würde allerdings jeder Patientin, jedem Patienten, empfehlen beides machen, wie im Übrigen in der Selbsterfahrung für Therapeutinnen und Therapeuten gefordert.
Wie stehen Sie zur Gruppe online als Lösung in der Pandemie?
Herr Dr. Mattke: Gruppentherapie online sehe ich zwar durchaus als Alternative!  Allerdings mehr als Ergänzung, Überbrückung, nicht als Alternative! Es wird meiner Einschätzung nach verschiedene Gruppenformate und /oder Kommunikationsformen geben, auch im Gruppenformat.
Welche drei Empfehlungen haben Sie für Ihre Kolleg*innen mit einem Gruppenangebot?