Gruppenplatz im Interview mit Dr. phil. Dipl. Psych. Martin Kaschke

Herr Dr. phil. Dipl. Psych. Martin Kaschke arbeitete 11 Jahre in einer psychiatrischen Tagesklinik. In dieser Zeit lernte er die Arbeit mit Gruppen zu schätzen. Seit 2014 hat er eine Praxis für psychotherapeutische Einzel- und Gruppentherapien.
Im folgendem möchte er gerade Einsteigern Mut zur Gruppe machen. Vielen Dank für Ihre Zeilen!
Zur Durchführung einer ambulanten Gruppe

Herr Dr. Kaschke, was möchten Sie Psychologischen Psychotherapeut*innen mitteilen, die sich interessieren eine Gruppe anzubieten?

Herr Dr. Kaschke: Die meisten von Ihnen haben, in der Klinikzeit zu Beginn der Ausbildung, Gruppen leiten „müssen oder dürfen“. Hat Ihnen das zumindest zum Teil Freude bereitet?
Dann stellen Sie sich vor, Sie würden jetzt eine Gruppe leiten und alle Teilnehmer*innen kommen, weil sie in diese Gruppe gehen wollen (und nicht zwangsweise, wie in der Klinikzeit). Und die Teilnehmer*innen sind psychisch so stabil, dass sie ihr Leben mit einem Gruppentermin in der Woche gut meistern können. Und sie arbeiten meistens wohlwollend und unterstützend miteinander, kommen sehr gerne in die Gruppe. Dann könnten Sie als Leitung einer solchen Gruppe Genesungsprozesse begleiten und initiieren, die in der Einzeltherapie so tiefgreifend und nachhaltig nicht möglich wären.
Wenn Sie das alles weiter interessiert, dann schlage ich Ihnen zwei Schritte vor:
  • Suchen Sie sich zuerst in Ihrer Nähe eine Gruppenpsychotherapie bei der Sie hospitieren können für ein paar Sitzungen. Wenn Sie daran Gefallen finden, steht der zweite Schritt an.
  • Informieren Sie sich über Ihren möglichen Weg zur Leitung einer Gruppenpsychotherapie. Das kann im Rahmen der Fachkunde mit einer umfangreichen Weiterbildung sein und der anschließenden Abrechnungsgenehmigung über die Kassenärztliche Vereinigung. Auch der Weg in der Reha-Nachsorge über das Psy-RENA-Programm mit weit geringerem Aufwand für die Durchführung. Psy-RENA ist ein Leistungsangebot der der Deutschen Rentenversicherung. Weitere Informationen finden Sie auf psyrena.de.
Ich selbst finde es sehr bereichernd Gruppentherapie neben der Einzeltherapie anzubieten und habe mit aktuell 4 wöchentlichen Gruppen einen großen Schwerpunkt – und viel Freude – damit in meiner Praxis.
Wenn Sie noch nähere Informationen möchten, finden Sie diese auch in einem Artikel meinerseits: "Wie lernt eine ambulante Gruppe laufen? Ideen für den erfolgreichen Start einer Gruppenpsychotherapie". In: J. Hristov (Hrsg., 2021) Facetten tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie. Kohlhammer. Stuttgart.