Buchtipp: Therapie-Tools Gruppentherapie

Das Buch "Therapie-Tools Gruppentherapie" richtet sich an Psychotherapeut*innen mit Gruppentherapie Angebot. Diese Therapie-Tools-Ausgabe beinhaltet Materialien zu 12 verschiedenen Problembereichen. Sie eignet sich sowohl für klassische Gruppentherapie in geschlossenen Gruppen als auch für halboffene oder offene Gruppen. Das Buch enthält über 240 Materialien zu verschiedenen Störungs- und Problembereichen, die chronologisch durchgearbeitet werden können, aber nicht müssen.

Interview mit Prof. Dr. Johannes Lindenmeyer

Gruppenplatz:

Trotz der vielen Vorteile spielt Gruppenpsychotherapie in der ambulanten Psychotherapie-Versorgung bislang kaum eine Rolle. Was meinen Sie könnten hierfür Gründe hierzu sein?

Prof. Lindenmeyer:Zum einen spielt Gruppentherapie in der Psychotherapieausbildung immer noch eine untergeordnete Rolle. Zum anderen gehen die Gruppentherapiemanuale immer von einer sog. geschlossenen Gruppe aus, bei der alle Patient*innen gemeinsam mit der Behandlung anfangen und dann gemeinsam miteinander aufhören. Das ist aber in der ambulanten Psychotherapie nur schwer zu organisieren: Es dauert zu lange, bis man auf diese Weise eine Gruppe voll hat. Im Verlauf kommt es dann häufig zu einem für alle Beteiligten enttäuschenden Schwund der Teilnehmer*innen. Und schließlich ist es schwerer Patient*innen für die Teilnahme an Gruppentherapie als zur Einzeltherapie zu gewinnen.
Gruppenplatz:

Wie profitieren psychisch Erkrankte von einer Therapie in der Gruppe?

Prof. Lindenmeyer:Die Therapieforschung zeigt ganz klar, dass Gruppentherapie in der Regel genauso effektiv ist wie Einzeltherapie. Natürlich können wir in der Gruppentherapie nicht immer ganz so speziell auf die Einzelbedürfnisse jeder/s Patient*in eingehen. Dafür bietet die Gruppentherapie psychisch Kranken eine wunderbare Möglichkeit mit und von anderen zu lernen. Sie bildet einen sozialen Schutzraum, sozusagen im abgesicherten Modus die für die Überwindung einer psychischen Störung Veränderungsschritte im Denken und Handeln vorzunehmen und dabei unmittelbares Feedback von anderen zu erfahren.
Gruppenplatz:Für welche Leser ist Ihr Buch interessant?
Prof. Lindenmeyer:Es richtet sich an Psychotherapeuten, die Gruppentherapie im ambulanten oder stationären Setting anbieten. Um den spezifischen Anforderungen ganz unterschiedlicher Rahmenbedingungen gerecht werden zu können, werden mehrere Varianten der Durchführung von geschlossenen bzw. offenen Gruppen vorgestellt. Durch den Einsatz von Teilnehmermaterialien erhalten Gruppentherapeut*innen Entlastung bei der Entwicklung der Therapieinhalte und können sich dadurch verstärkt auf das Wie der Gruppentherapie und die Prozesse zwischen den Teilnehmer*innen konzentrieren.
Gruppenplatz:Wie ist Ihr Buch entstanden und was erwartet die Leser?
Prof. Lindenmeyer:
Das Buch ist aus der praktischen Arbeit in der salus klinik Lindow entstanden, in der seit vielen Jahren eine Vielzahl von themenspezifischen Gruppentherapien angeboten wird. Viele ehemalige und gegenwärtige Klinikmitarbeiter*innen waren in dieser Zeit an der Entwicklung und der stetigen Verbesserung der Therapiematerialien in der nunmehr dritten Auflage beteiligt.
Das Buch enthält zu dreizehn verschiedenen Störungs- bzw. Problembereichen themenspezifische Teilnehmermaterialien. Sie stellen erprobte Strukturierungshilfen dar, die es Patient*innen ermöglichen, sich in einer thematisch sinnvollen Reihenfolge mit ihrer Problematik auseinanderzusetzen. Die Inhalte der einzelnen Teilnehmermaterialien beziehen sich sowohl auf die Behandlung von psychischen Störungsbereichen im engeren Sinne (z. B. Angststörungen, Depression, Medikamentenabhängigkeit oder Essstörungen) als auch auf das Training von spezifischen Fertigkeiten zur Überwindung von Teilhabeeinschränkungen (z. B. Bewerbungstraining für Arbeitslose, Schmerzbewältigung, gesunde Ernährung). Ein 2. Band zu weiteren 14 Störungsbereichen ist in Arbeit und wir Ende des Jahres erscheinen.

Autor

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Prof. Dr. Johannes Lindenmeyer, Dipl.-Psych., war von 1996-2019 Direktor der salus klinik Lindow, einer Fachklinik für Psychosomatik und Sucht. Er erhielt 2017 den Diotima-Ehrenpreis der Deutschen Psychotherapeutenschaft für sein Engagement für Suchtkranke.