Was passiert eigentlich bei einer Sexualtherapie?

Sich beim Thema Sexualität Hilfe zu suchen, ist für viele Menschen schwierig. Gerade in diesem Bereich möchte man nicht gerne zugeben, dass etwas nicht gut läuft. Dabei gibt es keinen Grund für Angst und Scham. Was genau passiert in einer Therapie? Wir erklären es genauer.

Welche Themen werden bei einer Sexualtherapie behandelt?

Sexualität ist ein kompliziertes Thema, das mit vielen körperlichen und emotionalen Aspekten verknüpft ist. Medien vermitteln uns einen massiven Leistungsdruck beim Thema Sexualität, und sehr häufig auch ein falsches Bild. Pornos haben mit echtem Sex nur wenig zu tun. Gleichzeitig besteht aber immer noch ein gewisses Tabu beim Thema Sexualität. Über echte Bedürfnisse oder auch Schwierigkeiten zu sprechen, ist nicht unbedingt so einfach. Kein Wunder, dass es in vielen Partnerschaften Probleme mit dem Sex gibt.

Sexuelle Probleme können dabei ganz unterschiedliche Erscheinungsformen haben und körperliche oder psychische Auslöser haben. Sie können stress- und beziehungsproblematisch bedingt nur kurzzeitig auftreten, aber auch Symptom einer psychischen Erkrankung oder eine eigene Diagnose sein. Sexualtherapie kann unter anderem beifolgenden Schwierigkeiten helfen:

  • Schwierigkeiten, zum Orgasmus zu kommen (auch: verzögerte oder verfrühte Orgasmen)
  • Erektionsstörungen beim Mann oder Scheidentrockenheit bei der Frau
  • Schmerzen beim Sex
  • Lustlosigkeit
  • sexuelle Ängste
  • exzessiver Konsum von Pornografie
  • Unzufriedenheit mit dem Sex in Ehen oder langjährigen Beziehungen
  • Probleme, mit der eigenen sexuellen Orientierung oder speziellen sexuellen Bedürfnissen zurechtzukommen
Manche Paare suchen die Sexualtherapie sogar dann auf, wenn sie gar keine Schwierigkeiten haben, sondern „nur“ auf der Suche nach einem erfüllenderen Liebesleben sind. Manchmal geht es um mehr, nicht zuletzt darum, eine Beziehung zu retten.

Alleine oder als Paar zur Sexualtherapie?

Ob die Therapie alleine oder in Form einer Paartherapie besucht wird, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Manche Beschwerden lassen sich besser alleine lösen. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn frühere negative Erfahrungen oder Traumata eine Rolle spielen.

Wenn hingegen die Kommunikation in der Partnerschaft das größte Problem ist, macht es Sinn, gemeinsam eine Therapie zu besuchen. Viele Paare machen die Erfahrung, dass sich durch die Sexualtherapie auch ihre emotionale Nähe vertieft.
Wie läuft eine Sexualtherapie ab?

Die Feststellung, dass du an einem bestimmten Punkt in deinem Sexualleben Hilfe wünschst, ist schon der erste wichtige Schritt in der Therapie. Zunächst gibt es ein Erstgespräch mit einem Psychotherapeuten, in dem du erzählst, was dich belastet. Gemeinsam arbeitet ihr das konkrete Problem heraus und werft einen ersten Blick auf mögliche Ursachen. In diesem Erstgespräch bekommst du vielleicht schon erste Anregungen zur Problemlösung.

Um wirkliche Erfolge zu erreichen, sind normalerweise mehrere Sitzungen notwendig. Wie lange die Therapie dauert, ist von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. In den Sitzungen sprichst du (beziehungsweise sprecht ihr) mit dem Therapeuten über die Themen, die euch wichtig erscheinen. Es ist zudem Teil der Therapie, dass du dich auch zwischen den einzelnen Therapiesitzungen mit den Inhalten auseinandersetzt.

Muss ich sofort sagen, worum es geht?

Ganz klar: Details aus dem Sexualleben möchten viele Menschen ungern einem völlig Fremden mitteilen. Das musst du auch nicht. Natürlich sollte ein Therapeut möglichst früh wissen, worum es im Groben geht. Details musst du nicht sofort erzählen, schon gar nicht bei der Anmeldung.
Die Psychotherapie findet immer in einem Tempo statt, das zu dir passt und mit dem du gut zurecht kommst. Es wird zunächst Raum gegeben um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. In der Therapie bestimmst du selbst, wann ein bestimmtes Thema zur Sprache kommt, niemand drängt dich.
Mit Schamgefühlen umgehen 
Für die meisten Menschen ist es nicht ganz einfach, über intime Themen wie Sexualität zu sprechen. Du kannst dir jedoch sicher sein, dass alles, was du sagst, bei einem Therapeuten gut aufgehoben ist. Zum einen unterliegen sie der Schweigepflicht. Du kannst dich also darauf verlassen, dass nichts von dem, was in den Sitzungen gesprochen wird, nach außen dringt.
Zum anderen findest du in der Psychotherapie einen geschützten Rahmen vor, in dem du nicht verurteilt wirst, egal, was du erzählst. Auch wenn es dir jetzt so vorkommen mag: Du stehst mit deinem Problem nicht alleine da. Und es wird im Verlauf der Therapie immer einfacher werden, über die anstehenden Themen zu sprechen.